Die OÖ. Landesausstellung 2018 öffnet ihre Pforten!

In einem feierlichen Festakt wurde heute die OÖ. Landesausstellung 2018 in Enns eröffnet; das neugestaltete Museum Lauriacum dabei erstmals den Gästen präsentiert.

„Die Landesausstellung 2018 führt die Besucherinnen und Besucher auf Spurensuche in die Zeit des ‚Imperium Romanum‘. Eine Mischung aus eindrucksvollen Funden und moderner Präsentationstechnik zeigt die Vielfalt der Siedlungsbauten und Bedeutung der Handelsstraßen in Oberösterreich“, so Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer. Wichtig ist dem Landeshauptmann auch die nachhaltige Wirkung der Schau auf das Bundesland und die Region: „Erstmals in der Geschichte der Landesausstellungen bleiben alle Standorte nach der Schau in vollem Umfang erhalten.“

 

„Die Rückkehr der Legion. Römisches Erbe in Oberösterreich“

500 Jahre lang prägte das Römische Reich unser Land und hat dabei bleibende Spuren hinterlassen. Mit Schaugrabungen, eindrucksvollen Originalfunden, Forschungs-Abenteuern für Nachwuchs-ArchäologInnen, interaktiven Apps und virtuellen Welten gibt die Landesausstellung von 27. April bis 04. November 2018 einen vielschichtigen Einblick in das Leben der Römer vor 1 800 Jahren.

 

Im Zentrum stehen die neu gestalteten Ausstellungen im Museum Lauriacum und in der Unterkirche der Basilika St. Laurenz in Enns, die sich dem vielfältigen Leben im Legionslager und der römischen Zivilsiedlung sowie dem frühen Christentum in Oberösterreich widmen.

 

Entlang der alten römischen Straßen in Enns ergänzen Archäologie-Stationen die Ausstellungen und vermitteln die Dimension des römischen Legionslagers und der Zivilsiedlung sowie die Beziehung zur mittelalterlichen Stadt. Informationstafeln, Stereoskope und eine App lassen Enns zur Zeit der Römer virtuell wiederauferstehen.

 

Im Oberen Donautal wurden im Vorfeld der Landesausstellung eine kleine römische Badeanlage in Schlögen (2015) und ein römisches Kleinkastell in Oberranna bei Engelhartszell (2017) freigelegt. Die Ausgrabungen werden mit Schutzbauten gesichert und sind als Nebenschauplätze ebenfalls Teil der OÖ. Landesausstellung.

Der Schutzbau in Oberranna ist ab Juli 2018 geöffnet.

Das neue Museum Lauriacum: interaktiv – anschaulich – unterhaltsam

Das 1892 gegründete Museum Lauriacum ist die drittälteste wissenschaftliche museale Institution in Oberösterreich. Die ersten Schauräume befanden sich im Meierhof des Schlosses Ennsegg, doch konnten die musealen Exponate schon 1898 durch das Entgegenkommen der Stadtgemeinde Enns im historischen Ratssaal im ehemaligen Rathaus in würdigem Rahmen aufgestellt werden. 1971 wurden weitere großzügige Räumlichkeiten im früheren Rathaus für das Museum adaptiert. Für die Präsentation in den 1980er Jahren erhielt das Museum Lauriacum 1988 den Museumspreis.

 

Das Museum, das eine der bedeutendsten Sammlungen zur Römerzeit in Österreich beherbergt, bildet das Herz der diesjährigen Landesausstellung. Durch die Einbindung jüngster Forschungsergebnisse von Ausgrabungen, geophysikalischen Prospektionen, altertumswissenschaftlichen, anthropologischen und archäozoologischen Unter-suchungen werden auch ganz neue Aspekte zum Leben an der Donau vor 1800 Jahren präsentiert. Die Kombination von interaktiven Vermittlungsstationen, Multimedia und klassischer Objektpräsentation ermöglicht ein informatives, anschauliches und unterhaltsames Erlebnis für Jung und Alt.

 

Durch die Landesausstellung konnten die Präsentationsflächen für die Römerzeit mehr als verdoppelt werden – von ursprünglich 600 m² auf 1300 m². Das Museum Lauriacum wird damit zu einem der größten Römermuseen Mitteleuropas.

 

Eingangsbereich:

Legio – das römische Heer

Im ersten großen Ausstellungsraum wird das römische Heer anschaulich vor Augen geführt: Was ist eine Legion? Welche Truppen und Chargen hat es gegeben und wie sind die Soldaten bewaffnet gewesen? Das Highlight ist eine 6000 Mann starke, handbemalte Zinnfigurenlegion „Mules of Marius“ (mules-of-marius.com).

 

Imperium Romanum

Im nächsten Bereich erfolgt die Verortung von Lauriacum im Imperium Romanum und in der Provinz Noricum. Lauriacum wurde mit der Stationierung der legio II Italica, der zweiten Italischen Legion, am Ende des zweiten Jahrhunderts n. Chr. einer von ca. 30 Legions-stützpunkten im Römischen Reich. Hier wird die Einbindung in den sogenannten „Donau-limes“ deutlich. Ab Mitte 2019 könnte Lauriacum/Enns einer der zentralen Orte des UNESCO Welterbes Donaulimes sein.

 

Legio II Italica

Der unter Kaiser Marcus Aurelius im Vorfeld der Markomannenkriege in Norditalien ausgehobenen zweiten Italischen Legion ist ein eigener Raum gewidmet. Der „Philosophenkaiser“ wird hier ebenso thematisiert wie der historische Hintergrund, der zur Aushebung der Einheit geführt hat. Anhand von Abbildungen der Marcus-Säule in Rom werden die Feldzüge gegen die Markomannen und ihre Verbündeten skizziert. Die Höhepunkte in diesem Raum sind das in 3D-Druck gefertigte Modell des Legionslagers von Lauriacum und eine monumentale Bauinschrift, die einst über einem der Lagertore angebracht war.

 

Außerdem in diesem Bereich: Eine Multimedia-Station, die die unglaubliche Karriere von Caius Memmius Fidus Iulius Albius, eines Kommandanten der „Legio II Italica“, zeigt.

 

Dis Manibus – Sterben in Lauriacum

Orpheus, der begnadete Musiker und Sänger der griechisch-römischen Mythologie bildet den Auftakt in jenem Bereich, der den Gräberfeldern von Lauriacum gewidmet ist. Das bedeutendste Objekt ist hier jedoch die Grabinschrift, die eine der beiden Leitfiguren der Ausstellung, Seccius Secundinus, für sich und seine Familie meißeln ließ. Die Inschrift wurde bereits um 1300 n. Chr. in der Lorcher Basilika wiederentdeckt und ist damit auch das wichtigste Exponat zur frühen Forschungsgeschichte zur Römerzeit in Oberösterreich.

 

Lebenszeichen aus Lauriacum – Anthropologie

Die jüngsten anthropologischen Forschungen von Maria Marschler und Andrea Stadlmayr (Naturhistorisches Museum Wien) zum größten bekannten Gräberfeld von Lauriacum, dem sogenannten Steinpaß, können als Meilenstein in der Erforschung des Lebensraumes an der Donau in Oberösterreich vom 2. bis zum 4. Jahrhundert bezeichnet werden. Volkskrankheiten konnten ebenso diagnostiziert werden wie tödliche Verletzungen, Enthauptungen, aber auch erfolgreich behandelte Verletzungen, arbeitsbedingte Überbelastungen und vieles andere mehr. Besonders interessant ist die schlechte Zahngesundheit der damaligen Menschen. Beim Großteil der am Steinpaß Bestatteten fanden sich Hinweise auf Karieserkrankungen. Diese Zahndefekte stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit der aufgenommenen Nahrung, die primär auf Getreide basierte. Diese und andere Themen rund um die anthropologischen Forschungen werden in einer interaktiven Station vermittelt.

 

Erstes Obergeschoss:

Die zivilen Siedlungsbereiche von Lauriacum

Das erste Obergeschoss ist den zivilen Siedlungsbereichen gewidmet. Der Zuzug von circa 6000 Soldaten und vielen weiteren Menschen brachte einen enormen wirtschaft-lichen Aufschwung nicht nur für die Siedlung, sondern für die gesamte Region mit sich. Zur Blütezeit dürfte Lauriacum etwa 25 000 EinwohnerInnen beherbergt haben – also etwa doppelt so viele wie die heutige Stadt Enns.

 

Wand- und Deckenmalerei – römischer Tapetenwechsel

Die österreichweit bedeutendsten römischen Funde von Wand- und Deckenmalereien der letzten Jahrzehnte unterstreichen die Sonderstellung von Lauriacum und zeugen vom Wohlstand der römischen Siedlung. Sie vermitteln die Vielfalt der römischen Wanddekoration und ihre stilistische Entwicklung. Bis zu vier übereinander liegende Schichten – also Belege für römerzeitlichen „Tapetenwechsel“ – zeigen prachtvolle figurale und dekorative Elemente. Neben der antiken Technik, dem Material und der Handwerkskunst thematisiert die Ausstellung auch die moderne konservatorische Bearbeitung der sensiblen Objekte.

 

Stadtgeschichte – von der Römerzeit ins Mittelalter

Ausgehend von einer römischen Siedlung am Schnittpunkt wichtiger Verkehrswege entwickelte sich Lauriacum ab dem späten 2. Jh. n. Chr. durch die Stationierung der Legio II Italica zum größten militärischen Stützpunkt der Provinz Noricum mit einem Legionslager und zivilen Siedlungsbereichen. Zur Zeit Kaiser Diocletians erlitt unser Landespatron, der Heilige Florian, am 4. Mai 304 den Märtyrertod durch Ertränken in der Enns. In der Spätantike war Lauriacum Bischofssitz und über den baulichen Resten einer frühchristlichen Kirche erhebt sich heute die Basilika St. Laurentius in Lorch/Enns.

 

Durch die Verleihung des Stadtrechts durch Leopold VI. am 22. April 1212 ist Enns die älteste Stadt Österreichs, deren heute noch erhaltene Stadtmauer die Wiederverwendung antiker Baumaterialien aus dem römischen Legionslager erkennen lässt.

 

Im Stadtgeschichte-Raum wird die wechselvolle Geschichte von Enns im Zeitraffer dargestellt. Neben ausgewählten Exponaten, die stellvertretend die verschiedenen Epochen repräsentieren, wird eine multimediale Präsentation auf einem großen Landschaftsmodell die Entwicklung bis ins Heute besonders anschaulich vor Augen führen.

 

Zweites Obergeschoss:

Numismatik – Bilderwelten

Im zweiten Stockwerk wird eine großartige Auswahl der ca. 40000 dokumentierten Fundmünzen von Lauriacum gezeigt. Neben verschiedenen Herstellungstechniken, den obligaten Informationen zu Münzstätten, Nominalien, Kaufkraft, Einkommen und Inflation kann das Publikum selbstverständlich auch in antike Bilderwelten eintauchen, denn die Münzen waren ein wichtiges Propagandainstrument für den Kaiser und seine Familie.

 

Alltag in Lauriacum

Der großzügig gestaltete Themenbereich Alltag in Lauriacum lädt zur aktiven Beteiligung ein. Die vielfältigen archäologischen Exponate des Museums gewähren tiefe Einblicke in die Lebensräume einer römischen Garnisonssiedlung an der Außengrenze des Imperium Romanum. Im Fokus stehen das öffentliche Leben, die Glaubenswelten, die Ernährung und die Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner durch lokales Handwerk und überregionalen Handel.

 

 

Basilika St. Laurenz

Die Basilika St. Laurenz in Lorch präsentiert das Thema der Landesausstellung „Die Rückkehr der Legion. Römisches Erbe in Oberösterreich“ aus verschiedenen Blickwinkeln. Sie bietet eine faszinierende Zeitreise durch 1800 Jahre Baugeschichte und 1600 Jahre Kirchengeschichte.

 

In der Unterkirche, die nur mit Führung zugänglich ist, bewegen sich die Besucherinnen und Besucher wie bei einer Ausgrabung zwischen den Vorgängerbauten. Die neuen Beleuchtungselemente schaffen bessere Orientierungsmöglichkeiten. Die neu gestalteten Vitrinen bieten mit Exponaten und Dokumentation eine zusätzliche, begleitende Information für das Führungspersonal. Das gilt auch für die auf einem Bildschirm ablaufende Präsentation, die im zentralen Bereich der Unterkirche zu sehen ist, wo zusätzliche Sitzmöglichkeiten eingerichtet sind.

 

In St. Laurenz steht man an der Wiege des Christentums in Oberösterreich, daher widmet sich ein zweiter Ausstellungsteil diesem Thema. Der Hl. Florian, Landespatron von Oberösterreich, wurde in Lauriacum am 4. Mai 304 wegen seines christlichen Glaubens hingerichtet. Der Hl. Severin wirkte hier um 480 n. Chr. in einer unruhigen und unsicheren Zeit, damals leitete Bischof Constantius neben seinen kirchlichen Aufgaben die Verteidigung der Siedlung im ehemaligen Legionslager.

 

Die Basilika St. Laurenz in Lorch ermöglicht einen faszinierenden Einblick in die Geschichte von Lauriacum und Enns. Sie bildet die Verbindung zwischen der römischen Siedlung und der mittelalterlichen Stadt.

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