ÖAMTC: 2017 bislang 79 getötete Motorradfahrende

Rund jeder vierte Verkehrstote ein Biker – verstärkte Verkehrssicherheitsarbeit nötig

Die Motorradsaison 2017 geht zu Ende. Laut den vorläufigen Zahlen des BMI sind von 1. Jänner bis 8. Oktober 2017 in Österreich 79 Motorradfahrende tödlich verunglückt. Das entspricht rund 24 Prozent aller im Straßenverkehr getöteten Personen. „Die Zahlen stagnieren ungefähr auf dem Niveau der vergangenen Saisonen und die Biker bleiben nach den Pkw-Insassen die zweitgrößte Gruppe der im Straßenverkehr getöteten Personen“, erklärt ÖAMTC-Unfallforscher David Nosé. „Aber auch, wenn die Zahlen hoch sind, darf man nicht vergessen, dass der Motorradbestand stetig steigt – innerhalb der vergangenen zehn Jahre um rund 52 Prozent – während sich die Zahl der Getöteten kaum ändert.“

Motorradfahren ist eine Freizeitbeschäftigung, mit der häufig Genuss und Freude verbunden werden. Weil die Zeit, die man in einem Jahr auf dem Bike verbringt, begrenzt ist, ist das Üben umso wichtiger. „Eine von ÖAMTC und HDI im März 2017 präsentierte Studie zeigt, dass Motorradfahrer die eigene fahrerische Kompetenz großteils hervorragend einschätzen“, sagt Nosé. „Dennoch passierten viele tödliche Unfälle durch Eigenfehler des Motorradfahrers.“ So waren 2017 bislang rund 60 Prozent aller tödlichen Motorradunfälle auf nicht angepasste Geschwindigkeit und Überholen zurückzuführen.

Anders sieht es bei Motorrad-Kollisionen mit Pkw aus. „Bei solchen Unfällen tragen in den meisten Fällen die Pkw-Lenker die Hauptschuld. Sie schätzen die Geschwindigkeit der Motorräder oft falsch ein oder übersehen sie völlig“, erklärt Nosé. „Zur eigenen Sicherheit müssen Motorradfahrer eine Art ’siebten Sinn‘ entwickeln und dürfen nicht immer auf die Vorfahrt vertrauen.“ Wer mit dem Motorrad unterwegs ist, muss auch Notmanöver beherrschen, sich möglicher Risikosituationen bewusst sein und Reserven haben, damit im Ernstfall noch reagiert werden kann. Nur wer regelmäßig und gezielt trainiert, kann auch in heiklen Situationen intuitiv richtig reagieren und Fahrfehler anderer, oft stärkerer Verkehrsteilnehmer ausgleichen. Wichtig ist dabei v.a. richtig vorbereitet in die Saison zu starten und nicht erst nach den ersten Ausfahrten notwendige Vorbereitungen zu treffen.

Getötete Motorradfahrer nach Bundesländern

Die meisten tödlichen Motorradunfälle gab es bis zum 8. Oktober 2017 laut vorläufigen Zahlen des BMI in der Steiermark (14), gefolgt von Niederösterreich (13), Oberösterreich (12) und Salzburg (11). Danach folgen Tirol (10 Todesopfer), Kärnten und das Burgenland (jeweils 6) sowie Wien (4) und Vorarlberg (3).

ÖAMTC-Empfehlungen für mehr Motorradsicherheit

Um die Motorradsicherheit zu erhöhen, müssen Behörden verstärkt sogenannte Sicherheitsüberprüfungen der Straßeninfrastruktur, mit speziellem Fokus auf Motorradsicherheit, durchführen und die daraus folgenden Maßnahmen zügig umsetzen. „Bewährt haben sich etwa Leitschienen mit Unterfahrschutzsystemen sowie eine bessere optische Wahrnehmung des Straßenverlaufes“, weiß der ÖAMTC-Experte. Da notdürftig reparierte Schlaglöcher sowie Risse im Asphalt eine nicht zu unterschätzende Gefährdung der Motorradfahrer darstellen, fordert der Club, für die fachgerechte Beseitigung der Straßenschäden, zumindest an stark frequentierten Straßen, mehr finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen.

Egal ob Fremd- oder Eigenverschulden – Training hilft zur Unfallvermeidung

„Gerade die Kombination aus Unerfahrenheit und Übermut wird vielen Bikern zum Verhängnis. Am gefährdetsten waren Männer zwischen 41 und 60 Jahren – rund 53 Prozent der getöteten Motorradfahrer waren dieser Altersgruppe zuzuordnen“, fasst der ÖAMTC-Experte zusammen. „Die Gründe sind vielfältig: Falsche Blickführung in Kurvenfahrten, zu geringe Schräglagen für den Kurvenradius, nicht korrekt gewählte Bremspunkte oder den Straßen- und Witterungsverhältnissen nicht angepasste Geschwindigkeiten zeigen, dass die Selbstwahrnehmung häufig nicht mit der Realität übereinstimmt.“

Darüber hinaus sollten die Förderungen der Motorradfahrkurse prolongiert werden. Aber: Gänzlich ausschließen kann man die Risiken nicht, sie können jedoch nachhaltig minimiert werden. „Dazu gehören zum Beispiel die richtige Einstellung und Selbsteinschätzung, regelmäßige Trainings und Lernbereitschaft“, stellt Georg Scheiblauer, Motorrad-Chefinstruktor der ÖAMTC Fahrtechnik, klar. „Notwendig ist das auch, weil das Motorrad ein Fahrzeug ist, dass eher unregelmäßig genutzt wird. Um in heiklen Situationen dennoch intuitiv richtig zu reagieren und Fahrfehler anderer Verkehrsteilnehmer auszugleichen, braucht es gezielte Trainings.“

Informationen zu den Motorrad-Trainings der ÖAMTC Fahrtechnik findet man unter www.oeamtc.at/fahrtechnik/motorrad.

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