25 Jahre Palliativstation St. Vinzenz

25 Jahre Palliativstation St. Vinzenz: Aus Keimzelle wurde ein Kompetenzzentrum

Seit 25 Jahren finden schwerkranke Patient*innen auf der Palliativstation St. Vinzenz medizinische und pflegerische Betreuung in ihrer letzten Lebensphase. Hier wurde auch der Grundstein dafür gelegt, dass Palliative Care heute in vielen Bereichen des Krankenhauses integriert ist und zusätzliche Einrichtungen entstanden sind.

 

Oberösterreichs erste stationäre Palliativeinrichtung wurde im November 1998 auf dem Rieder Schlossberg eröffnet. 5400 Menschen wurden seither aufgenommen, im Durchschnitt für knapp zwei Wochen. 40 Prozent von ihnen konnten wieder entlassen werden, 60 Prozent sind hier verstorben. Hinter diesen Zahlen stehen tausende persönliche Schicksale, aber auch zweieinhalb Jahrzehnte der Weiterentwicklung eines erfolgreichen Konzepts. „Palliative Care hat sich in dieser Zeit zunehmend in die Strukturen und Abläufe im Spital integriert“, sagt Dr. Christian Roden, Leiter der Palliativstation und stellvertretender Ärztlicher Direktor im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried.

 

Konsiliardienst als Meilenstein

So entstand aus der Palliativstation heraus der Palliativkonsiliardienst (PKD) mit Expert*innen aus Medizin und Pflege. Er berät Ärzt*innen und Pflegepersonen in verschiedenen Abteilungen des Krankenhauses, wenn dort Patient*innen Palliative Care benötigen. Das betrifft vorwiegend die Onkologie, aber auch andere Fachgebiete. Zugleich gibt es weiterhin spezielle Situationen, die eine medizinische Betreuung der Patient*innen direkt in der Palliativstation erfordern.

 

Gerade bei Krebspatient*innen sind durch neue Therapieansätze die Anforderungen an die Palliative Care noch komplexer geworden. Viele Behandlungen erfolgen heute tagesklinisch, deshalb stehen für die Palliativbetreuung nur wenige Stunden zur Verfügung. Angesichts neuer medizinischer Möglichkeiten kommt aber auch der Frage, was individuell sinnvoll und nutzbringend ist, umso mehr Gewicht zu. Oberarzt Roden appelliert an jede*n Einzelne*n, sich dieser Frage frühzeitig zu stellen: „Wer sich damit realistisch auseinandersetzt, kann die verbleibende Lebenszeit meist besser nutzen.“

 

Know-how in die Breite tragen

Nicht nur für den Palliativkonsiliardienst war die Palliativstation der Ausgangspunkt. Aus dieser Keimzelle sind weitere Einrichtungen entstanden, die in ihrer Gesamtheit gewissermaßen ein Zentrum für Palliative Care in der Region Ried und darüber hinaus bilden. Neben der mobilen Palliativversorgung, die über das Rote Kreuz erfolgt, zählen dazu die Hospiz & Palliativ Akademie mit zahlreichen Angeboten und nicht zuletzt das St. Barbara Hospiz, das seit dem Vorjahr – ebenfalls am Standort des Krankenhauses – pflegende Betreuung am Lebensende gewährleistet.

 

Die Arbeit auf der Palliativstation ist herausfordernd, aber auch sinnstiftend – sicher mit ein Grund dafür, dass das Team mit medizinischen und pflegerischen Expert*innen gut aufgestellt ist. Auch ehrenamtliche Mitarbeiter*innen sind integriert und leisten wertvolle Beiträge. Dabei wird großer Wert darauf gelegt, Ehrenamtliche gerade in diesem Bereich mit Bedacht auszuwählen, sie behutsam mitzunehmen und sich gut um sie zu kümmern.

 

Durch die steigende Lebenserwartung der Menschen wird der Bedarf an Palliative Care weiter wachsen. Länger leben heißt oft auch, mit mehr gesundheitlichen Problemen leben. Deshalb kommt es darauf an, palliatives Know-how vermehrt in die Breite zu tragen, sagt Christian Roden: „Wir sehen immer öfter, dass wir Patient*innen eigentlich aus der Palliativstation entlassen müssten, es jedoch keine Anschlussversorgung gibt.“ Das Hospiz ist in solchen Fällen nun eine zusätzliche Option. „Letztlich muss palliative Grundkompetenz aber auch in Alten- und Pflegeheime und weitere Bereiche transferiert werden“, unterstreicht der Palliativmediziner.

 

„Die Einrichtung einer Palliativstation war vor 25 Jahren eine Entscheidung mit enormem Weitblick. Sie hat seither für tausende Menschen die Betreuung am Ende ihres Lebens entscheidend verbessert und wichtige Impulse für den Umgang mit dem Thema Sterben gesetzt“, so Krankenhaus-Geschäftsführer Mag. Johann Minihuber.

 

Hospiztag, Kongress und Jubiläumskonzert

Palliative Care im Wandel der Zeit steht auch im Mittelpunkt des diesjährigen OÖ. Hospiz- und Palliativtages, der anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums der Palliativstation im Freitag, 10. November, im Keine-Sorgen-Messesaal in Ried stattfindet. In diesem Rahmen wird auch die zweite St. Vinzenz Hospiz- und Palliativkonferenz abgehalten, bei der namhafte Expert*innen aus dem In- und Ausland Vorträge halten werden.

 

Das 25-jährige Bestehen der Palliativstation St. Vinzenz wird ebenfalls am Freitag, 10. November (19.30 Uhr) mit einem festlichen Jubiläumskonzert im Rieder Sparkassen-Stadtsaal gefeiert: Die Festival Sinfonietta Linz unter der Leitung von Lui Chan spielt Werke von J. Haydn, J. S. Bach und F. X Frenzel (Kartenvorverkauf: Palliativstation St. Vinzenz, Buchhandlung Dim, Landesmusikschule Ried).

 

OA Dr. Christian Roden, ©KH BHS Ried/Hirnschrodt

Palliativstation, © KH BHS Ried/Schrattenecker-Fischer

 

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