SCHÄRDING: WIR KENNEN KEINE GRENZE

WIR KENNEN KEINE GRENZE

De-facto-Sperren schaden der Wirtschaft und nutzen der Gesundheit nicht! Grenzgemeinden fühlen sich benachteiligt.

Die Verbindung zwischen Bayern und Oberösterreich ist etwas ganz Besonderes, lange Gewachsenes und sehr Freundschaftliches.

Die Bürgermeister von Schärding und Neuhaus, Franz Angerer und Stephan Dorn appellieren deshalb gemeinsam mit den Landtagsabgeordneten Barbara Tausch (Freinberg) und Walter Taubeneder (Neuhaus) an die Bundes- und Landesregierungen, den kleinen Grenzverkehr im Rahmen der jeweils ohnehin gültigen Beschränkungen wieder möglich zu machen. Wünschenswert sei zudem ein gemeinsames Vorgehen bei der Überwindung der Pandemie. Der Grenzraum brauche in jedem Fall eine Perspektive. Viele hätten bereits Angst, dass die Nahtstellenorte zwischen Bayern und Österreich bei der Lockerungsstrategie vergessen werden. Deshalb werde man nicht müde, auf das Problem hinzuweisen und Lösungen einzufordern.

Konkret fordert man das Wiedereinsetzen des kleinen Grenzverkehrs im Rahmen der aktuellen Corona-Beschränkungen.

Dass die Bewältigung der Coronapandemie Einschränkungen mit sich bringt, ist für Politiker beiderseits des Inns nachvollziehbar. Die Gesundheit hat oberste Priorität. Unsere Verantwortung ist es, unsere Bürger zu schützen. Bedingt durch die Grenzlage sind allerdings die Menschen in Neuhaus und Schärding besonders betroffen.

„Seit über vier Monaten ist der kleine Grenzverkehr zwischen den Nachbarorten Schärding und Neuhaus ausgesetzt“, so der Neuhauser Bürgermeister. „Für die Menschen beider Orte, die nach dem bayerischen Landesentwicklungsprogramm ein gemeinsames Mittelzentrum sind, bringt dies im alltäglichen Leben massive Einschränkungen mit sich. So sei die Nahversorgung der Menschen grenzüberschreitend organisiert. Neuhaus habe zum Beispiel keine eigene Tankstelle. Neuhauser gehen in Schärding auf´s Gymnasium, Schärdinger umgekehrt in Neuhaus auf die Realschule. Der Reifendienst in Neuhaus ist im Frühjahr wieder vor besondere Herausforderungen gestellt. Zahlreiche Schärdinger lagern ihre Sommerreifen in Neuhaus, dürfen aber aktuell nicht über die Grenze“, erzählt Dorn.

Die faktische Grenzschließung ist nach Meinung des Neuhauser Bürgermeisters für die Neuhauser so, als würde man den Neu-Ulmern das Fahren über die Landesgrenze nach Ulm untersagen. Neben der wirtschaftlichen Verflechtung sei man sich schon wegen der gemeinsamen Sprache, dem für Norddeutsche kaum unterscheidbaren Dialekt und der sehr ähnlichen Mentalität besonders nahe.

„Wir haben in unseren Geschäften, Gastronomie, Hotellerie, sogar beim Wochen- und Bauernmarkt ca 40 % bayerische Kunden. Daraus kann man gut erkennen, wie wir wirtschaftlich von der grenzenlosen Zusammenarbeit abhängen. Dabei nutzen die Grenzsperren der Gesundheit aber überhaupt nicht, haben aber immense Auswirkungen auf die Wirtschaft! Hier brauchen wir Lösungen mit Hausverstand, denn das Virus lässt sich auch von geschlossenen Grenzen nicht aufhalten“ kritisiert der Schärdinger Bürgermeister.

Angerer wünscht sich eine bessere Abstimmung zwischen den Nachbarstaaten: „Da müssen wir noch deutlich europäischer werden, sonst schwächen wir uns gegenseitig.“

Die Maßnahmen sollten klar und einfach kommuniziert werden. Im Schärdinger Rathaus laufen die Telefone heiß: Die unterschiedlichen Maßnahmen in und innerhalb Österreichs, als auch in Deutschland und Bayern sorgen für Verwirrung bei den Bürgerinnen und Bürgern.

Der Schärdinger Stadtchef ortet die Ursache für die kommunikativen Mängel unter anderem auch in parteipolitischen Überlegungen: „Wie Herr Ministerpräsident Markus Söder hier eine ganze Grenzregion benachteiligt, ist völlig inakzeptabel, schadet der Wirtschaft und hilft keineswegs der Gesundheit und ist wahrscheinlich auch dem nahenden Bundeswahlkampf geschuldet, bei dem er seiner Meinung nach eine wichtige Rolle spielen möchte. Diese gefährliche Pandemie ist aber nicht geeignet für parteipolitisches Geplänkel, denn mit Menschenleben darf nicht gespielt werden.“

Jetzt gelte es den Menschen zu helfen und die Wirtschaft zu stärken. „Es muss endlich Schluss sein mit nationalen Alleingängen! Wir brauchen praktikable Lösungen für Wirtschaft, Pendler und Familien auf beiden Seiten“, betont Bürgermeister Angerer.

„Wir brauchen kein Europa mit geschlossenen Grenzen! Drent und herent gehört zusammen!“ so Angerer klar und deutlich.

(vlnr.) Bürgermeister Stephan Dorn, LAbg. Walter Taubeneder, LAbg. Barbara Tausch, Bürgermeister Franz Angerer

Foto: Gemeinde Neuhaus am Inn.

 

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