Die oö. Almen laden zum Heimaturlaub ein.

Oberösterreichs Almen laden ein – Sicherheit durch umfassende Versicherungslösung, regionale Kulinarik und Corona-Verhaltensregeln im Almsommer 2020

Die Almwirtschaft ist ein Stück Landesidentität, bietet naturnahe Erholung und herzhafte Kulinarik. Der wertvolle, unmittelbare Kontakt zu den Weidetieren ist mit den entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen durch eine Versicherungslösung zur Deckung verbleibender Risiken ohne Probleme möglich.

Drei Taschenbücher „Der Almanach Oberösterreich“

Quelle: Land  / Lisa Schaffner

Die Corona-Krise wird im Jahr 2020 auch das Urlaubsverhalten der Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher massiv betreffen. Längerfristig sind aktuell nur Aufenthalte in Österreich selbst zu planen, daher gilt es im heurigen Sommer Ausflugsziele vor unserer Haustüre zu entdecken. Die über vierhundert aktiv bewirtschafteten Almen, vor allem im Süden Oberösterreichs, gehören definitiv zu diesen Kleinoden. Bergsteigen und Wandern haben wie alle OutdoorAktivitäten in den letzten Jahren massiv an Beliebtheit gewonnen, die Almen als Wanderziele oder als Rastpunkt für Bergtouren erfreuen sich ebenfalls steigender Besucherzahlen. „Die Almen sind ein beliebtes Erholungsgebiet und die Schönheiten der oberösterreichischen Berg- und Hügellandschaft laden viele Touristen und Ausflügler zum Wandern und Entspannen auf den Almhütten ein. Auch im heurigen schwierigen Jahr 2020 laden die Almen zu gesunder sportlicher Betätigung für die ganze Familie ein, ermöglichen direkten Kontakt zur Natur und bieten herzhafte Kulinarik. Die Almbäuerinnen und Almbauern laden herzlich zum Almsommer 2020 ein“, so Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger.

Land OÖ finanziert umfassende Versicherungslösung für Tierhalter

Am 12. Mai 2020 hat der Oberste Gerichtshof im Fall des tragischen Todesfalles durch eine Kuhattacke im Tiroler Pinnistal im Jahr 2014 die Teilschuld der Hundehalterin als auch des Landwirtes bestätigt. Obwohl das strafrechtliche Verfahren gegen den betroffenen Landwirt
rasch eingestellt wurde, hat das zivilrechtliche Verfahren für viele Sorgen und Ungewissheiten bei Almbewirtschafter/innen gesorgt. Das Land Oberösterreich hat daher gemeinsam mit der OÖ Versicherung und dem Almverein OÖ eine umfassende Versicherungslösung erarbeitet. „Unser Anliegen war von Anfang an klar: Wir möchten ein gutes Miteinander auf den Almen sicherstellen. Letztes Jahr haben wir mit der Wegehaftpflichtversicherung des OÖ Tourismus bereits einen
wichtigen Schritt getan. Die Erholungssuchenden und Wanderer sind schließlich gern gesehene Gäste und ermöglichen oftmals erst eine rentable Bewirtschaftung der Almen. Ein gutes Miteinander braucht aber gegenseitige Rücksichtnahme und im Fall der Fälle auch ein
Sicherheitsnetz. Dieses haben wir mit der »Tierhalterhaftpflicht für Mitglieder des OÖ Almverein« nun aufgespannt, finanziert durch das Land OÖ. Einem erholsamen Almsommer 2020 steht somit nichts mehr im Wege“, so Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger.

Mensch-Tier-Beziehung auf der Alm beachten

Freilaufsysteme verringern den Kontakt zwischen Tieren und Menschen. Derart gehaltene Rinder sind den Umgang mit Menschen weniger gewohnt und können beim unmittelbaren Kontakt nervöser reagieren. Angesichts der steigenden Anzahl an Wanderern und Bergsteigern sollten sich daher alle Beteiligten ihrer Verantwortung auf  der Alm bewusst sein. „Ich möchte an alle Besucherinnen und Besucher den klaren Appell stellen, im Umgang mit den Kühen durchaus vorsichtig zu sein. Auch einen fremden Hund streichelt man schließlich nicht einfach, Kühe können ebenfalls durchaus temperamentvoll sein. Bei entsprechender Beachtung der zehn
Regeln für den Almbesuch steht einem entspannten Miteinander aber sicher nichts im Wege“, so Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger.

Versicherungsschutz schließt Lücke für Tierhalter auf Almen

Die zwischen dem OÖ Almverein und der OÖ Versicherung abgeschlossene Versicherung sieht einen Haftpflichtschutz von 2,5 Millionen Euro pro Versicherungsfall ergänzend zur landwirtschaftlichen Haftpflicht am Hof des Almbauern/der Almbäuerin vor. Der subsidiäre Versicherungsschutz bringt einen umfassenden Lückenschluss für Alm- und Weidebetrieb. Alle denkbaren Varianten sind abgedeckt. Dieser Lückenschluss war notwendig, da auf den Almen zumeist Tiere von mehreren Betrieben gehalten werden. Die Betreuung erfolgt daher oftmals nicht durch die Eigentümer der Tier.

Die Versicherungsleistungen im Detail:

Die Versicherung übernimmt für den Almbauern sämtliche Kosten von Anwalt, Gerichten, Sachverständigen zur Klärung der Verschuldensfrage. Bei Verschulden des Tierhalters und Verpflichtung zu Schadenersatz und Schmerzensgeld tritt die Haftpflichtversicherung für den
Almbauern ein und übernimmt die Zahlungen. Versichert sind die Mitglieder des OÖ Almvereins mit ihren Almen und Heimweiden in Oberösterreich oder in angrenzenden Bundesländern
gelegen. Versichert sind Haftpflichtschäden aus der Weideviehhaltung, egal wer Eigentümer des aufgetriebenen Viehs ist. Versichert ist der tatsächliche Tierhalter, also wer im konkreten Fall
die Herrschaft über das Verhalten des Tiers ausübt. „Gemeinsam mit dem OÖ Almverein hat die Oberösterreichische Versicherung einen Versicherungsschutz entwickelt, der ein echtes
‚Keine Sorgen Paket‘ für unser Almbauern ist. Alle denkbaren Varianten der Risikotragung wurden berücksichtigt und sind ab der jetzt anlaufenden Saison abgedeckt“, so Generaldirektor Dr. Josef
Stockinger.

Herausforderungen der Almwirtschaft

Die Erhaltung der Almen ist nur durch eine regelmäßige Bestoßung (Beweidung) durch Nutztiere möglich. Kühe, Schafe, Ziegen, Pferde und andere Grünfutter verzehrende Tiere sorgen für das Offenhalten der Flächen und erhalten damit die für die Natur und für die Erholung der Menschen äußerst wertvollen Flächen. Die oberösterreichischen Almbäuerinnen und Almbauern gehen der arbeitsaufwendigen Bewirtschaftung mit Begeisterung nach und sind bemüht, mittels Viehhaltung, Waldnutzung und touristische Nutzung auch einen wirtschaftlichen Ertrag zu erzielen. „Unsere Almbäuerinnen und Almbauern pflegen durch die Offenhaltung der Landschaft unsere international bekannte alpine Kulturlandschaft. Wir erfüllen damit auch einen klaren, gesellschaftlichen Auftrag. Die Gastlichkeit der Almwirtschaft und die einzigartige Kulturlandschaft sind ein wichtiger Faktor im Tourismus und der regionalen Wirtschaft“, so der Obmann des OÖ Almverein Johann Feßl. Die Almwirtschaft steht aber aus vielerlei Gründen auch unter Druck: „Moderne Freilauf-Stallsysteme ersetzen oftmals den traditionellen Auftrieb im Sommer, für die arbeitsintensive Zeit auf der Alm fehlt zunehmend das Personal. Höhere Preise für die Alm-Produkte lassen sich eigentlich nur im direkten Verkauf auf der Alm erzielen. Es wirken viele Faktoren zusammen, die im Ganzen leider einen Rückzug der Almbauern
verursachen. Daher bin ich sehr froh, dass wir nun zumindest die rechtlichen Risiken gut eingefangen haben. Der tragische Fall im Tiroler Pinnistal und dessen rechtliche Aufarbeitung wurden schließlich von allen Almbäuerinnen und Almbauern aufmerksam verfolgt. Abgesehen von der juristischen Auslegung war auch die rechtliche Anerkennung der Eigenverantwortung anderer Personen ein wichtiger Schritt. Daher fehlte nur mehr die Versicherung der verbleibenden Risiken für die Tierhalter, welche wir nun auch sauber aufgearbeitet haben. Das lässt mich entspannter in den Almsommer gehen.“

Regionale Kulinarik auf jeder Hütte

Auf den Almen kommen die Produktion und der Genuss der Lebensmittel direkt zusammen. Landwirtschaft kann hier hautnah miterlebt werden. Die Zeit auf der Alm stärkt nachweislich die
Gesundheit und Robustheit der gealpten Tiere und erfüllt damit höchste Tierwohl-Ansprüche. Alle Besucher/innen können sich davon überzeugen, dass hier Lebensmittel höchster Qualität entstehen. „Unsere regional produzierten Lebensmittel können wir in Zukunft sicher noch stärker als Alleinstellungsmerkmal der Bergregionen nutzen. Durch die Corona-Krise hat sich die Aufmerksamkeit für den Wert der regionalen Versorgung schließlich enorm gesteigert. Auf der
Alm erlebt man den Zusammenhang zwischen Landwirtschaft mit ihren hochqualitativen Lebensmittel und dem Mehrwert für die Erholung und den Tourismus direkt. Wir bemühen uns daher laufend, den Einkauf regionaler Lebensmittel auch in den Wirtshäusern und  den Hütten der Alpinvereine weiter zu stärken. Bergregionen sind lebendige Systeme, zu denen es alle Partner braucht. Das gute Zusammenspiel zwischen Landwirtschaft, Gastronomie und Tourismus lässt eine regionale Identität entstehen, die schlussendlich auch unsere Gäste genießen können“, so Obmann Johann Feßl.

Vorbereitungen auf den Almsommer in Corona-Zeiten

Mit der Wiedereröffnung der Gastronomie können ab 15. Mai auch Bewirtungen auf Almen starten, pünktlich zum Beginn der Almsaison. Auch hier gelten die aktuellen Beschränkungen wie die Öffnungszeiten von 6.00 bis 23.00 Uhr, die Maximalanzahl von vier Erwachsenen mit ihren zugehörigen minderjährigen Kindern an einem Tisch gemeinsam und der Mindestabstand zwischen den Tischen von einem Meter. Das Servicepersonal hat Mund-Nasen-Schutz zu tragen.
Gäste müssen am Tisch und im Outdoor-Bereich keinen Schutz tragen. Reservierungen wurden vor allem auf Hütten, die auch eine Übernachtung anbieten, schon vor Corona zum Standard.
„Aktuell sind wir froh, dass wir mit der Bewirtung auf der Alm überhaupt einmal zeitgerecht beginnen können. Es herrscht aber ziemliche Unsicherheit, wie sich der Sommer entwickeln wird. Ob sich die Menschen heuer eher weniger in die Berge trauen oder uns sogar ein stärkeres Jahr bevorsteht, weil ja Auslandsreisen nur eingeschränkt möglich sind,“ so Martina Platzer von der Alm Steyrsbergerreith: „Als Gastronomiebetrieb haben wir natürlich dieselben Auflagen wie alle
anderen Wirtshäuser zu erfüllen. Auf der Alm haben wir aber den Vorteil, dass die Verpflegung zum überwiegenden Teil im Freien geschieht. Die notwendigen Abstände können wir so leichter
einhalten. Für Schlechtwetter haben wir auch Sitzplätze im Inneren der Hütte, da sind erfahrungsgemäß aber nur wenige Wanderer unterwegs. Größere Gruppen müssen sich bei uns ohnehin anmelden, damit wir sie entsprechend bewirten können.“

Unterstützung des Landes OÖ und weitergehende Maßnahmen für eine lebendige Almwirtschaft

Die Erhaltung der Almwirtschaft aufgrund ihrer ökologischen, landeskulturellen und wirtschaftlichen Bedeutung ist ein wichtiges Anliegen der Oö. Landesregierung. Alleine 2019 wurden für Projekte in den Bereichen Almrevitalisierung und Investitionen rund 250.000 Euro an Förderungen aus Landesmittel ausbezahlt. Gefördert werden Projekte zur Wiederherstellung bereits verwaldeter Almen und für bauliche Maßnahmen beispielsweise an Almhütten oder
Zufahrtsstraßen. Damit die Almwirtschaft für die Zukunft abgesichert ist, sollte auch die
naturschutzfachliche Leistung der Almen besser abgegolten werden und die Erschließung durch Zufahrtswege erleichtert werden. Eine Herausforderung bleibt auch die Erfassung der beweideten Flächen, besonders bei Waldweiden. Diese Flächenfeststellung ist für Zahlungen im Zuge der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU erforderlich. Technische Lösungen via Satellitenbilder stoßen hier nach wie vor oft an ihre Grenzen.

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