Munderfing: Vorreiter bei Bürgerbeteiligungsmodell

Bürgerbeteiligungsmodell  „Systemisches Konsensieren“ – das SK-Prinzip –  wie Betroffene mitentscheiden

Solange sich alle einig sind, ist es einfach Entscheidungen zu treffen. Wenn die Themen konfliktreicher, die Beteiligten zahlreicher bzw. die Anzahl der Wahlmöglichkeiten wächst, dann wird es zunehmend schwieriger zu einer Lösung zu finden. Klassische Mehrheitsentscheidungen erzeugen zudem häufig „Gewinner“ und „Verlierer“. Das führt manchmal dazu, dass sich die Überstimmten von der Gruppe abwenden und für die weitere Arbeit nicht mehr zur Verfügung stehen. Um diese Personen und ihr Know-how nicht zu verlieren, braucht es neue Modelle zur Entscheidungsfindung. Doch wie kann eine Gemeinde, gemeinsam mit ihren Bürger/innen, auf andere Weise zu tragfähigen Entscheidungen finden? Welche Möglichkeiten gibt es zukunftsweisende (Projekt-) Entscheidungen gemeinsam mit den Bürger/innen zu fällen?

Die Gemeinde Munderfing hat ihre Bürgerinnen und Bürger eingeladen, dem Gemeinderat einen Vorschlag zu unterbreiten, wie künftig in Munderfing die innovative Entscheidungsmethode „Systemisches Konsensieren“ (SK Prinzip) – in der Bürgerbeteiligung eingesetzt werden kann. Munderfing ist nun weltweit die erste Gemeinde, die „Systemisches Konsensieren“ als Werkzeug für Bürgerbeteiligung in die Leitlinien ihrer Gemeindepolitik aufgenommen hat.

Diese Methode soll in Munderfing aber nicht nur in der Gemeindepolitik eingesetzt werden, sondern soll auch für Entscheidungen in Schulen, Gruppen und Gemeinschaften Verwendung finden. Zusammen wird eine Entscheidungskultur geschaffen, die in privaten Lebensbereichen ebenso Platz hat, wie in politischen Gremien, Unternehmen und Organisationen, Bildungseinrichtungen oder Vereinen.

Bürgerentscheid zur Schließung eines Bahnübergangs

SK wurde in Munderfing zum Beispiel bei der schwierigen Entscheidung betreffend Schließung von einer Eisenbahnkreuzung eingesetzt, wo es sich bestens bewährt hat!

Der Gemeinderat könnte natürlich alleine beschließen, welche Eisenbahnkreuzungen zu schließen sind, ohne dies mit den Betroffenen abzuklären. Doch bei einer Entscheidung des Gemeinderates ohne Einbeziehung von Betroffenen wird deren Konfliktpotenzial nicht erhoben. Daher weiß man vor der Entscheidung nicht, mit welchen Schwierigkeiten nachher gerechnet werden muss. Es entsteht eine Spaltung, in der sich ein Teil der Bürger und Bürgerinnen benachteiligt fühlen könnte. Diese Polarisierung und der Verdacht der Begünstigung eines bestimmten Personenkreises kann vermieden werden, indem die Betroffenen selbst nach der Lösung suchen, die sie gemeinsam am besten akzeptieren.

In der Bürgerversammlung wurden die möglichen Optionen von Schließungen mit Vor- und Nachteilen durch Bürger und Verkehrsplanungsexperten erörtert. Mit dabei auch die Option, den Gemeinderat alleine entscheiden zu lassen, was von den Anwesenden mit 96% abgelehnt wurde.

Im Anschluss wurden alle Optionen mit Widerstand anonym von 42 betroffenen Menschen bewertet. Der Vorschlag, die Eisenbahnkreuzung Waldstraße aufzulassen und die betroffenen Bewohner der Waldstraße künftig über die Eisenbahnkreuzung im Katztal und der zu errichtenden Verbindungsstraße zu erschließen, fand mit 40% den geringsten Gruppenwiderstand!

Foto Gemeinde Munderfing

Bürgerversammlung: Mit dem neuen Werkzeug zur Entscheidungsfindung spürten die Teilnehmer der Infoveranstaltung, dass alle Bedürfnisse bestmöglich berücksichtigt wurden. Ganz besonders wichtig ist dabei, dass durch die Methode jede Rivalität oder Spaltung in Bevorzugte und Benachteiligte vermieden wird.

Weitere Informationen zum SK-Prinzip finden Sie auf: http://www.businesskonsens.eu

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