„Unterschätzter Notfall Sepsis“

Unterschätzter Notfall Sepsis: Die „Blutvergiftung“ ist alles andere als harmlos

 

Zum Welt-Sepsis-Tag am 13. September warnt der Rieder Intensivmediziner Peter Hohenauer vor einem Krankheitsbild, das selbst bei banalen Infektionen rasch zur tödlichen Gefahr werden kann. Um die oft dramatisch verlaufende Erkrankung zu beherrschen, kommt im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried das gesamte Spektrum modernster Diagnostik und Intensivmedizin zum Einsatz.

 

Mehr als 28.000 Menschen jährlich erkranken in Österreich an einer Sepsis; fast jede*r Vierte von ihnen stirbt. Die Erkrankung, die durch eine überschießende, organschädigende Immunantwort des Körpers auf unterschiedlichste Infektionen entsteht, zählt damit zu den allerhäufigsten Todesursachen. Ältere Patient*innen mit Vorerkrankungen sind besonders betroffen, doch auch junge, ansonsten gesunde Menschen sind nicht davor gefeit.

 

„Wir haben praktisch täglich mit septischen Patient*innen zu tun“, berichtet Prim. Dr. Peter Hohenauer, Leiter der Abteilung für Anästhesie, Intensiv- und Palliativmedizin am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried. Viele kommen schwerkrank, manche bereits in einem lebensbedrohlichen Zustand, ins Spital. Denn die Erkrankung kann sich sehr rasch entwickeln, während die Anzeichen anfangs recht unspezifisch sind – eine tückische Kombination.

 

Umso wichtiger ist es, frühe Symptome ernst zu nehmen. Keinesfalls äußert sich eine Sepsis immer in einer roten Linie auf der Haut, die landläufig als Symptom einer „Blutvergiftung“ gilt. Alarmzeichen sind vielmehr ein allgemeines, rasch zunehmendes Krankheits- und Schwächegefühl, Fieber, Schüttelfrost, beschleunigte Atmung, mitunter Verwirrtheit und Sprachstörungen. Weil auch das Zentralnervensystem früh beeinträchtigt werden kann, schätzen Betroffene der Ernst der Lage oft zusätzlich falsch ein.

 

Jede Sepsis ist ein Notfall

Dabei zählt bei Verdacht auf Sepsis buchstäblich jede Stunde: Jede Verzögerung verschlechtert die Prognose. „Jede Sepsis ist ein Notfall. Es geht darum, rasch mit einer breiten Therapie zu beginnen und mikrobiologisches Material wie Blut oder Harn zu gewinnen, um den Erreger schnellstmöglich zu identifizieren“, erklärt Primar Hohenauer. Das können verschiedenste Bakterien sein, aber ebenso Viren (auch SARS-CoV-2) oder Pilze. Oft geht die Sepsis von einer Lungen- oder Bauchfellentzündung, einem Harnwegsinfekt oder einer Gehirnhautentzündung aus. Doch selbst Schnittverletzungen oder Insektenstiche können das fatale Geschehen in Gang setzen.

 

Das Innviertler Schwerpunktspital bietet bei Sepsis-Verdacht ein ganzes Bündel an diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen. Mit dem Institut für klinische Pathologie / Mikrobiologie und dem Institut für Labordiagnostik gibt es direkt im Haus die nötige Expertise, um den jeweiligen Erreger in kürzester Zeit, durchwegs binnen 24 Stunden, zweifelsfrei zu bestimmen. Das ist Voraussetzung für eine zielgerichtete Therapie, meist mit hochwirksamen Antibiotika. Auch modernste radiologische Untersuchungsmöglichkeiten liefern wichtige Informationen. Nicht zuletzt steht im Intensivverbund des Krankenhauses das gesamte Spektrum moderner Intensivmedizin zur Verfügung, um Sepsis-Patient*innen erfolgreich zu behandeln und zu betreuen.

 

Krankenhaushygiene nach höchsten Standards

Größten Wert legt man im Rieder Krankenhaus auf die Vermeidung von sogenannten nosokomialen Infektionen, die während einer Spitalsbehandlung vorkommen können („Krankenhauskeime“). Auch sie können schlimmstenfalls zu einer Sepsis führen. Umfassende Hygienekonzepte und standardisierte Maßnahmen nach hohen, streng überprüften Standards bieten größtmögliche Sicherheit, was in einer sehr niedrigen Rate solcher Infektionen zum Ausdruck kommt. „Durch persönliche Hände- und Körperhygiene können auch unsere Patient*innen einen Beitrag dazu leisten“, ergänzt Prim. Hohenauer.

 

„Trotz der umfassenden Diagnostik und Therapie, die zur Verfügung steht, können nicht alle Sepsis-Patient*innen gerettet werden. Der Welt-Sepsis-Tag ist daher ein wichtiger Anlass, um sich dieser gefährlichen Erkrankung bewusst zu werden und entsprechende Symptome frühzeitig ernst zu nehmen“, appelliert auch Dr. Johannes Huber, der Ärztliche Direktor des Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern Ried.

Foto: Prim. Dr. Peter Hohenauer, © KH BHS Ried / Renate Schrattenecker-Fischer

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